Den Grundstein zur Gründung des Vereins legte am 4. Juni 1889 Julius Sauer mit einem Schreiben an den damaligen Wolfhager Bürgermeister Wicke mit folgendem Wortlaut: „Euer Wohlgeborenen erlaube ich mir ganz ergebenst anzuzeigen, dass ich beabsichtige zwecks Gründung eines Turnvereins in der hiesigen Stadt am Donnerstag, den 6. Juni diesen Jahres abends um 7 ½ Uhr eine öffentliche Veranstaltung (...) abzuhalten.“
Bei dieser Versammlung bildeten die 17 Gründungsmitglieder ein Komitee, das mit der Konstituierung beauftragt wurde. In einer weiteren Versammlung am 13. Juni erfolgten die Vorstandswahlen, zum Vorsitzenden wurde F. Scheele gewählt. Nachdem er sein Amt fünf Monate später wegen eines Umzugs niederlegte, wurde Carl Reinhardt sein Nachfolger.
Zuerst turnten die Vereinsmitglieder nach der Installation von Holzreck und Klettertauen auf dem Gelände vor dem Schützenhaus (heute Lidl-Parkplatz). Am 17. Juli 1889 wurde die Gaststätte Rosengarten (heute Stadthalle) neues Vereinslokal. Geturnt wurde im Rosengartensaal. Dort fand am 8. September 1889 auch das erste Turnfest statt, der Verein war inzwischen auf 35 Mitglieder angewachsen. Sie zahlten einen Monatsbeitrag von 30 Pfennig, für Kinder kostete es zehn Pfennig.
Vereinsleben stagnierte
Am 19. Januar 1890 trat der Turnverein Wolfhagen dem Nordhessisch-Waldechschen Gau und damit dem Siebten Deutschen Turnkreis Oberweser bei. Doch das Vereinsleben stagnierte.
In einer Versammlung am 8. Juli 1891 versuchten die noch verbliebenen 13 Turner und sechs Turnschüler unter dem neuen Vorsitzenden Wilhelm Borner das Vereinsleben wieder zu aktivieren, mit einem neuen Turnplatz auf dem damaligen Zimmer- und Dreschplatz „Bürgel“ in der Hagenstraße (heute DRK). Doch der Aufschwung wollte nicht gelingen.
So kam es nach längerer Unterbrechung am 30. Juli 1893 zu so etwas wie einer Neugründung. Im damaligen Protokoll ist vermerkt, „dass der Verein nicht aufgelöst ist, sondern nur geschlafen hat.“ 23 ehemalige Mitglieder wagen einen Neuanfang, Geturnt wurde nun im Saal des Schützenhauses.
Von Reinhard Michl
Quelle: HNA vom 04.02.2014